31 März 2021

Hochzeit von Napoléon und Marie-Louise


Nach der Stellvertreterhochzeit trat Marie Louise ihre Reise nach Frankreich an. 
Zunächst durfte ihr österreichisches Gefolge sie begleiten, doch als sie die bayrische Grenze erreichte, mussten ihre letzten Vertrauten sie verlassen.
 „Ich versichere Sie bester Papa, dass ich recht traurig bin und mich nicht trösten kann, schrieb sie nach der Übergabe in Braunau an ihren Vater Kaiser Franz I.
Napoleon erwartete seine Braut voll Ungeduld in Compiègne und als sie mit ihrem Tross nach 14 Tagen endlich herannahte, ritt er ihr spontan entgegen.
Er traf die Kolonne beim Pferdewechsel an einer Poststation und stieg kurzerhand in ihre Kutsche ein. Nachdem sie sich vom ersten Schreck erholt hatte, zeigte sich Marie Louise angetan vom guten Aussehen ihres Gemahls. Napoleon beschloss nun, die vorbereitete Ankunftszeremonie ausfallen zu lassen und mit seiner Braut sofort nach Compiègne zu fahren, wo er sie - ganz außer Protokoll - noch in dieser Nacht zu seiner Frau machte. Napoleon wurde seinem Ruf als hervorragender Liebhaber offenbar auch bei Marie Louise gerecht.
Im ersten Brief, den sie nach der vorgezogenen Hochzeitsnacht an ihren Vater schickte, war die Verzweiflung, die sie noch kurz zuvor empfunden hatte, euphorischen Gefühlen gewichen:
Napoleon liebe sie sehr und sie erwidere diese Liebe, schrieb eine sichtlich glückliche junge Frau.
Gekrönt wurde dieses unerwartete Glück 1811 von der Geburt des lang ersehnten Thronfolgers Napoleon Franz  (in Frankreich auch bekannt als „L’Aiglon“ - kleiner Adler - und später von seinem Großvater Kaiser Franz I. zum Herzog von Reichstadt ernannt.

... Erst zwei Tage danach reiste das Paar von Compiègne nach St. Cloud, wo die Ziviltrauung stattfand. 
Von dort ging es am 2. April 1810 bei prachtvollem Wetter in einer Prozession von über 50 Prunkkutschen und 240 Reitern weiter nach Paris.


 

14 März 2021

Großzügige Schenkung der Familie Wimpffen

Auch wenn unser Museum - coronabedingt - lange geschlossen war, gibt es trotzdem interessante Neuigkeiten zu vermelden:

Ein Gemälde von Clara von Wimpffen  
"Berthier und Wimpffen bei Znaim 1809",  
wurde dem Napoleonmuseum von der Familie 
 von Wimpffen großzügig geschenkt.

Direktor Rupert DERBIC freute sich, da
dieses Bild in mehrfacher Hinsicht etwas Besonderes ist:

  • es stammt von der bekannten Malerin Clara von Wimpffen, deren Familie
    Both von Botfalva zum alten ungarischen Adel gehörte. 
  • Neben der schillernden Persönlichkeit der Malerin ist das Gemälde von besonderer Bedeutung: Es zeigt das Treffen der beiden Generalstabschefs Wimpffen und Berthier bei Znaim.  Was hat das mit Deutsch-Wagram und unserem Museum zu tun?
    - Erstens erlangte Österreich durch die Schlacht von Wagram wieder Respekt bei Napoleon, der dieses Treffen erst ermöglichte und
    - zweitens verbindet das Bild die beiden Schwerpunkte -  Napoleon und die französische Armee sowie Erzherzog Carl und die österreichische.
    - Drittens erfolgte kurz nach diesem Treffen  am Nachmittag des 11. Juli 1809 die Verkündung des Waffenstillstandes. Damit endete dieser Konflikt auf dem Schlachtfelde, aber erst der Frieden von Schönbrunn, fast ein halbes Jahr später, sollte unserem Land wieder Frieden bringen.
     
Wir freuen uns schon auf die Eröffnung des Museums (voraussichtlich 11. April), um unseren Besuchern dieses besondere Exponat präsentieren zu können!


10 März 2021

11. März 1810 - Stellvertreterhochzeit in Wien

Da Napoléons 1. Gattin Joséphine keine Kinder mehr bekommen konnte, führten bündnispolitische Überlegungen und das Thronfolgeproblem 1810 dazu, dass Napoléon eine neue Gattin suchte.

Dabei kamen nur drei Kandidatinnen in die nähere Auswahl: eine sächsische Prinzessin, eine Schwester des russischen Zaren Alexanders I. und Marie-Louise,  die Tochter des österreichischen Kaisers Franz I.
Aufgrund des Österreichisch-Französischen Krieges von 1809 gab es zunächst gegenüber Marie-Louise Vorbehalte, doch Napoléon betraute Marschall Louis-Alexandre Berthier mit der offiziellen Überreichung des Heiratsantrages.
Ende 1809 war Berthier vom französischen Kaiser zum Fürsten von Wagram
(!) ernannt worden. Im Februar 1810 brach er nach Wien auf und am 7. März erschien Berthier vor Kaiser Franz I. und bekräftigte in seiner Rede, dass Frankreich eine Aussöhnung mit Österreich suche.
Franz I. stimmte zu und Marie-Louise musste sich hier den Vorstellungen der Dynastie beugen.

Am 11. März 1810 fand in der Wiener Augustinerkirche eine Stellvertreterhochzeit  *) zwischen der achtzehnjährigen Erzherzogin Marie-Louise und Napoléon statt. 
Der nicht anwesende Napoléon ließ sich von Erzherzog Carl  (Onkel der Braut) vertreten, der ihm im Französisch-Österreichischen Krieg von 1809 noch als Gegenspieler gegenübergestanden hatte.

Napoléon selbst hatte ihn in einem Brief vom 25. Februar 1810 für diese Aufgabe ausgewählt und Berthier zu einer Audienz zum Erzherzog geschickt, um seiner Forderung nochmals Nachdruck zu verleihen.

Die österreichische Kaiserin Maria Ludovika begleitete Marie-Louise zum Altar, wo sich „der Erzherzog Prokurator und Marie-Louise gegenseitig die Ringe an die Finger steckten“ - so das Hofprotokoll am darauffolgenden Tag.   Bei der Zeremonie wurden insgesamt zwölf Eheringe geweiht, da am Wiener Hof die Fingerstärke des französischen Kaisers unbekannt war. Die Ringe wurden mit auf die Reise nach Frankreich geschickt und sollten – so sah es das Protokoll vor – von Marie-Louise an Napoléon übergeben werden.

Die kirchliche Hochzeit mit Napoléon fand am 2. April 1810 im Louvre statt.

*)  Eine Trauung per Stellvertreter ist eine Eheschließung,
die formgültig vollzogen wird, obwohl einer der Brautleute
bei der Trauung nicht persönlich zugegen ist.
Ein Stellvertreter des abwesenden Partners gibt dabei
  per procurationem (
kraft Vollmacht) in dessen Namen
und Auftrag das Jawort ab, mit dem die Ehe
zwischen dem abwesenden und dem anwesenden Partner
 als geschlossen gilt.


05 März 2021

Das Erzherzog Carl-Denkmal

Bei einem Spaziergang am Burgring, vor der Hofburg am Heldenplatz ist das Denkmal von Erzherzog Carl - gegenüber dem Denkmal von Prinz Eugen - ein besonderer Blickfang.
Der Bildhauer Anton Dominik Fernkorn hat das imposante Reiterstandbild geschaffen. Der Sockel stammt von Eduard van der Nüll. 
Das 10,5-tonnenschwere Denkmal steht auf nur zwei handtellergroßen FlächenBeim Prinz Eugen-Denkmal ist Fernkorn, bedingt durch Krankheit, diese Meisterleistung nicht mehr gelungen, dort steht das Pferd auf drei Punkten, nämlich auch noch auf seinem Schweif.

Die Enthüllung fand in  Gegenwart von 
Kaiser Franz Josef am 
 21. Mai 1860 statt. 

Am Tag der Enthüllung wurde der Bildhauer Fernkorn in den Ritterstand erhoben.

Interessant ist auch, wie man während des Zweiten Weltkriegs das bedeutende Standbild des Siegers von Aspern vor Bombenangriffen schützte - es wurde eingemauert.


Nach Kriegsende wurden 
die Schutzmauern von Arbeitern wieder entfernt. 

Das Bildarchiv der ÖNB zeigt eine bildlich-animierte Gegenüberstellung 1946 :  2019