10 März 2021

11. März 1810 - Stellvertreterhochzeit in Wien

Da Napoléons 1. Gattin Joséphine keine Kinder mehr bekommen konnte, führten bündnispolitische Überlegungen und das Thronfolgeproblem 1810 dazu, dass Napoléon eine neue Gattin suchte.

Dabei kamen nur drei Kandidatinnen in die nähere Auswahl: eine sächsische Prinzessin, eine Schwester des russischen Zaren Alexanders I. und Marie-Louise,  die Tochter des österreichischen Kaisers Franz I.
Aufgrund des Österreichisch-Französischen Krieges von 1809 gab es zunächst gegenüber Marie-Louise Vorbehalte, doch Napoléon betraute Marschall Louis-Alexandre Berthier mit der offiziellen Überreichung des Heiratsantrages.
Ende 1809 war Berthier vom französischen Kaiser zum Fürsten von Wagram
(!) ernannt worden. Im Februar 1810 brach er nach Wien auf und am 7. März erschien Berthier vor Kaiser Franz I. und bekräftigte in seiner Rede, dass Frankreich eine Aussöhnung mit Österreich suche.
Franz I. stimmte zu und Marie-Louise musste sich hier den Vorstellungen der Dynastie beugen.

Am 11. März 1810 fand in der Wiener Augustinerkirche eine Stellvertreterhochzeit  *) zwischen der achtzehnjährigen Erzherzogin Marie-Louise und Napoléon statt. 
Der nicht anwesende Napoléon ließ sich von Erzherzog Carl  (Onkel der Braut) vertreten, der ihm im Französisch-Österreichischen Krieg von 1809 noch als Gegenspieler gegenübergestanden hatte.

Napoléon selbst hatte ihn in einem Brief vom 25. Februar 1810 für diese Aufgabe ausgewählt und Berthier zu einer Audienz zum Erzherzog geschickt, um seiner Forderung nochmals Nachdruck zu verleihen.

Die österreichische Kaiserin Maria Ludovika begleitete Marie-Louise zum Altar, wo sich „der Erzherzog Prokurator und Marie-Louise gegenseitig die Ringe an die Finger steckten“ - so das Hofprotokoll am darauffolgenden Tag.   Bei der Zeremonie wurden insgesamt zwölf Eheringe geweiht, da am Wiener Hof die Fingerstärke des französischen Kaisers unbekannt war. Die Ringe wurden mit auf die Reise nach Frankreich geschickt und sollten – so sah es das Protokoll vor – von Marie-Louise an Napoléon übergeben werden.

Die kirchliche Hochzeit mit Napoléon fand am 2. April 1810 im Louvre statt.

*)  Eine Trauung per Stellvertreter ist eine Eheschließung,
die formgültig vollzogen wird, obwohl einer der Brautleute
bei der Trauung nicht persönlich zugegen ist.
Ein Stellvertreter des abwesenden Partners gibt dabei
  per procurationem (
kraft Vollmacht) in dessen Namen
und Auftrag das Jawort ab, mit dem die Ehe
zwischen dem abwesenden und dem anwesenden Partner
 als geschlossen gilt.


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