Daher erfüllte Erzherzog Karls Vater Leopold II. kurz nach seiner Kaiserkrönung in Frankfurt am Main seiner Schwester der Generalstatthalterin der österreichischen Niederlande (Belgien), Erzherzogin Marie Christine, und deren Gatten dem Herzog Albert von Sachsen-Teschen, die Bitte, ihren Neffen Karl im November 1790 an Kindesstatt anzunehmen, und gab die förmliche Einwilligung zur Adoption.
Schon in frühester Jugend widmete sich Erzherzog Karl mit Vorliebe den Wissenschaften. Nach einer strengen Erziehung und umfassenden Ausbildung in allen Geisteswissenschaften und nachdem er seinem Vater bei der Krönung zum böhmischen König in Prag am 20. September 1791 beigewohnt hatte, zog er nach den österreichischen Niederlanden, wo er bald darauf die militärische Laufbahn einschlagen sollte.
Seine
Pflegeeltern erwarteten den kaiserlichen Prinzen in dem damaligen Frauenstift Thorn
und am 1. Oktober 1791 trat Erzherzog Karl in Brüssel ein, von der Bevölkerung freundlich
begrüßt.
Er fand während seines zweijährigen Aufenthaltes in Brüssel, an Seite seiner Tante,
der Generalstatthalterin Erzherzogin Marie Christine, Gelegenheit, in Politik und
Verwaltung seinen Scharfblick zu üben.
Erzherzog Karl war von kleiner Statur, persönlich sehr tapfer und mutig. Seit seiner
Jugend mit dauerhaften epileptischen Anfällen geplagt, welche ihn in seinen Entscheidungen
als späteren Armeeführer auch beeinflussen konnten.
Als das Jahr 1792 heranbrach, begann man sich auf beiden Seiten für
einen Waffengang zu rüsten.
Am 1. März 1792 ereilte des Erzherzogs Vater, Kaiser Leopold II. mitten in
der Krise mit Frankreich plötzlich und unerwartet der Tod, und Karls Bruder,
der erst 24jährige Erzherzog Franz, welcher stets für eine „aktive“ Politik gegen
das revolutionäre Frankreich eingetreten war und auch in Paris als das eigentlich
treibende Element der Kriegspartei galt, bestieg als Kaiser Franz II. den
Thron.
Gewiss war es kein Zufall, dass nur wenige Wochen später die Katastrophe hereinbrach,
die Karls Vater immer vermeiden wollte. Am 20. April 1792 erklärte König Ludwig
XVI. unter dem Druck der Nationalversammlung seinem Neffen den Krieg und Erzherzog
Karl war von Brüssel nach Wien gereist, um sich mit seinem nun kaiserlichen Bruder
zu beraten.
Seine schwerkranke
Mutter verschied am 15. Mai 1792 und unmittelbar nach den Trauerfeierlichkeiten
reiste Karl nach Brüssel ab. Er begab sich sofort in das Hauptquartier Herzog Alberts
und bei einem Vorstoß seines Pflegevaters gegen die Festung Maubeuge an der Sambre
kam es bei La Grisuelle zu einem für die Österreicher siegreichen Gefecht, in dem
der 21jährige Erzherzog Karl die Feuertaufe empfing.
Er legte dabei „eine
Ruhe und Kaltblütigkeit“ an den Tag, die den Herzog, wie dieser dem Kaiser
meldete, „entzückten“.
1794 kehrte
Karl nach Wien zurück, um Kriegswissenschaft zu studieren und bald begann seine
große militärische Karriere .........